Wir denken in Worten, kommunizieren mit Worten, urteilen mit Worten, loben mit Worten ...
Worte sind entscheidend für die Art und Weise, wie wir der Welt um uns herum und den Gefühlen in uns einen Sinn geben. Worte und Sprachen sind mächtige Werkzeuge, die uns helfen, uns in unserer Realität zurechtzufinden, sie zu verstehen und sie mit unseren Mitmenschen zu gestalten. Sehen wir uns einmal genauer an, was das bedeutet:
Beispielsweise kommt Ihnen beim Wort Führungsperson sofort ein bestimmtes Konzept in den Sinn. Ich wette, es handelt sich um einen Mann oder eine Frau, vermutlich im Anzug oder Kostüm und mit wichtigen Dingen beschäftigt, richtig?
In der Regel gehen wir davon aus, dass wir alle das gleiche Bild vor Augen haben, wenn wir ein bestimmtes Wort verwenden. Oft vergessen wir dabei, dass die Konzepte, die wir mit unseren benutzten Wörtern verbinden, eine Geschichte haben: unsere eigenen Erfahrungen mit diesem Wort im Laufe unseres Lebens und die Entwicklungsgeschichte der Kultur, in der wir aufgewachsen sind. Werden wir etwas konkreter: In meiner Vorstellung ist eine Führungsperson (ohne dass ich mir dessen völlig bewusst bin oder weiß, warum es so ist) vermutlich ein Mann, der bereits ein paar graue Haare hat, ernst schaut und wichtig aussieht. Sie denken vielleicht eher an eine Person, die lacht oder ihrem Ärger Luft macht und eine Bewegung für soziale Gerechtigkeit anführt. Damit können wir beide „Recht haben“, da unsere Konzepte jeweils auf den Bildern von Führungspersönlichkeiten beruhen, die uns geprägt und beeindruckt haben.
So weit, so gut. Jetzt zucken Sie vielleicht mit den Schultern und denken bei sich: „Na, und?“.
Gleich werden Sie es verstehen, denn zusammen erkunden wir einige der Grundlagen des Sozialkonstruktivismus. Noch ein paar Zeilen, und Sie werden die Welt vermutlich mit anderen Augen sehen.
Es ist das Konzept, dass Sie und ich die Realität sozial durch Sprache und Gespräche erschaffen. Das Konzept, dass unsere eigene Realität nicht objektiv, sondern subjektiv ist. Mit anderen Worten: Möglicherweise leben Sie in einer völlig anderen Realität als ich, obwohl wir zur gleichen Zeit auf dem gleichen Planeten leben. Das ist einer der wesentlichen Grundsätze von Appreciative Inquiry (zu Deutsch etwa „wertschätzende Erkundung“), einem Ansatz, über den Sie gleich mehr erfahren werden. Aber sehen wir uns zunächst das Konzept des Sozialkonstruktivismus genauer an.
Wenn wir das Beispiel des Wortes Führungsperson und unsere verschiedenen Vorstellungen davon genauer betrachten, erkennen wir, dass Ihre und meine Vorstellung jeweils das Ergebnis unserer Erfahrungen sind. Und zwar nicht nur jene Erfahrungen, die wir mit Personen gemacht haben, die als „Führungsperson“ bezeichnet wurden, sondern auch die Erfahrungen der Generationen vor uns und ihre Vorstellungen davon, was eine Führungsperson ausmacht. Wenn unsere Eltern und Großeltern einen Mann häufiger als Führungsperson bezeichnet haben als eine Frau, wenn die Medien weiße Menschen öfter als Führungspersonen präsentiert haben als schwarze Menschen, dann ist es recht wahrscheinlich, dass ich einen weißen Mann eher als Führungsperson wahrnehme als einen schwarzen Mann. Basierend auf Mustern, die sich in der Vergangenheit bewährt haben, nimmt unser Geist eine Abkürzung und möchte uns einen Gefallen tun, indem er eine bestimmte Kombination an Eigenschaften mit dem Konzept einer „Führungsperson“ verknüpft und somit Energie spart. Dabei folgt unser mentaler Autopilot folgender Logik: Je weniger wir über bestimmte Wörter nachdenken müssen, desto mehr Zeit und Energie bleiben uns für die wichtigen Dinge. Dadurch kann es allerdings passieren, dass wir uns im Kreis drehen oder unsere Zeit auf Dinge verwenden, die den Phänomenen und Anforderungen unserer Zeit nicht mehr entsprechen. Denn die Welt verändert sich rasant. Und mit ihr auch die Paradigmen, die unser Leben prägen.
In seinem Buch „Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen“ (S. 54 ff) aus dem Jahr 1962 schreibt Thomas Kuhn: „Paradigmenwechsel treten auf, wenn das vorherrschende Paradigma, nach dem sich die normale Wissenschaft richtet, mit einem neuen Phänomen nicht vereinbar ist, wodurch der Weg geebnet wird für die Annahme einer neuen Theorie oder eines neuen Paradigmas.“ Obwohl er diese Definition explizit in den wissenschaftlichen Kontext einbettet, erkennen Sie sicherlich ebenso wie ich die Parallelen zu den Ereignissen in verschiedenen Bereichen unseres heutigen Lebens. Nehmen wir als Beispiel nur einmal die sich auflösenden traditionellen Hierarchien und die damit einhergehenden Schwierigkeiten dahingehend, wie wir sowohl in Unternehmen als auch in der Gesellschaft allgemein zusammen leben und arbeiten (Stichworte Vielfalt, Gleichheit und Integration).
Betrachten wir ein wesentliches Element der Definition des Sozialkonstruktivismus noch einmal unter dem Blickwinkel von Appreciative Inquiry. Sie besagt, wir erschaffen die Realität sozial durch Sprache und Gespräche. Demnach sind wir nicht dazu verdammt, mit Konzepten herumzulaufen, die nicht mehr zeitgemäß sind. Sobald wir uns unserer Konzepte bewusst werden – also der Vorstellungen, die wir mit bestimmten Worten oder Wortverbindungen verknüpfen –, können wir sie auch verändern. Wir haben die Macht, uns unsere subjektive Realität zu erschaffen – durch die Sprache, die wir verwenden, und in den Gesprächen, die wir führen.
Analysieren Sie einen Moment lang die Sprache, die Sie verwenden, und überlegen Sie, ob sie der Welt gerecht wird, in der Sie leben möchten. Fördert Ihre persönliche Sprache oder die Unternehmenssprache, die Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen verwenden, Ihre angestrebten Ziele? Unterstützt sie die (Unternehmens-)Identität, die Sie sich wünschen? Oder bemerken Sie ein Unbehagen im Zusammenhang mit bestimmten Wörtern und den Vorstellungen, die Sie damit verbinden? Dann animiere ich Sie dazu, einmal nachzuforschen, woher Ihre Konzepte stammen, und sie so zu verändern, dass sie den Paradigmenwechsel unterstützen, den Sie mitgestalten möchten. Das könnte die beste Investition Ihrer Zeit seit einer ganzen Weile sein.
... möchte ich noch auf den Ansatz des Appreciative Inquiry eingehen, den ich eingangs erwähnt habe. Kurz umrissen hilft Appreciative Inquiry Ihnen, Ihrem Unternehmen und Ihren Kunden dabei, das Bewusstsein zu entwickeln und die Veränderungen umzusetzen, die Sie sich wünschen. Dazu liegt der Schwerpunkt auf zwei Aspekten:
Mithilfe dieses Ansatzes bündeln Sie sämtliche positive Energie, das gesamte Vertrauen und alle Kontakte, die Sie brauchen, um den mitunter schwierigen Änderungsprozess zu meistern und eine positive, ansprechende Zukunft zu schaffen (beispielsweise eine Zukunft in Ihrem Unternehmen, in der Führungskräfte uns unabhängig von ihrer Hautfarbe oder sexuellen Orientierung dabei unterstützen, einen Paradigmenwechsel herbeizuführen).
Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Worte unsere Welt gestalten und wie Sie mithilfe von Appreciative Inquiry in Ihrem Unternehmen für Paradigmenwechsel sorgen, dann nehmen Sie an unserem kostenlosen Webinar am 20. Juli um 11:00 Uhr MEZ teil.